DC-3 HB-IRK

Erklärvideo

Im Jahr 1957 stürzte ein Swissair-Flugzeug in den Bodensee. Nun sollen die Überreste geborgen werden, um ein Denkmal für die Verstorbenen zu errichten und zur weiteren Klärung der Unfallursache beizutragen. Bevor die invasive Quagga-Muscheln die Wrackteile für immer begraben.

3D Modell Swissair DC-3 HB-IRK


Am Dienstag, dem 18. Juni 1957, um 10:20 Uhr, stürzte eine Swissair-Maschine vom Typ DC-3 in den Bodensee. Das Flugzeug, das sich zwischen Arbon und Romanshorn in grosser Höhe befand, geriet plötzlich ins Trudeln und ging in einen steilen Sturzflug über. Es schlug mit hoher Geschwindigkeit auf der Wasseroberfläche auf und versank innerhalb weniger Minuten. Alle neun Insassen kamen dabei ums Leben.

Zeitungsartikel zum Unfall


Nach dem Absturz leitete der erfahrene Flugzeugberger Martin Schaffner, auch bekannt als „Bomber-Schaffner“, die Bergung der Trümmer. Der Grossteil des Wracks wurde geborgen und zur Untersuchung in die Werft nach Romanshorn gebracht. Dennoch konnten nicht alle Wrackteile sichergestellt werden, da diese in Tiefen von über 200 Metern lagen.

Notizen zum Ablauf der Suche und Bergung der Swissair DC-3 HB-IRK


Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde der Unfall durch einen Strömungsabriss verursacht, der zu einem Kontrollverlust und schliesslich zum Absturz führte. Das Flugzeug kippte aufgrund eines Geschwindigkeitsverlustes über die rechte Tragfläche ab und geriet ins Trudeln. Die Höhe reichte nicht aus, um die Maschine wieder in den Normalflug zu bringen. Als Grund für den Geschwindigkeitsverlust wird ein zu langsamer Flug während eines Schulflugmanövers resp. Flugleistungsmessungen vermutet.

Strömungsabriss einer DC-3 – Beispiel: Flugzeug fliegt langsam um Fallschirmspringer abzusetzen, Fahrwerk ausgefahren.


Im Jahr 2016 machte sich der ehemalige American-Pilot Andrew Frauenfelder auf die Suche nach den verbliebenen Wrackteilen. Mithilfe eines Side-Scan-Sonars, das er knapp über dem Seegrund führte, entdeckte er mehrere verdächtige Objekte. Am Abend des 26. August 2016 tauchten die Überreste des Flugzeugs im Lichtkegel seines Tauchroboters auf. Neben dem linken Motor (einem Pratt & Whitney R-1830) fand Frauenfelder nur noch wenige kleinere Trümmerteile. Es sollte sein einziger Besuch beim Wrack bleiben: „Meine Suche war damit beendet, und die Neugierde wich einer Leere und Traurigkeit über dieses Unglück“, sagte Frauenfelder.

Entdeckung des Trümmerfeld und des linken Motors 2016


Interessanterweise hatte Martin Schaffner bei der Bergung des DC-3-Wracks im Jahr 1957 auch das Wrack des nahegelegenen Dampfschiffs „Säntis“ mit Suchleinen, die zwischen zwei Schiffen über dem Grund gezogen wurden, eingewickelt. Der Präsident des Schiffsbergevereins, Silvan Paganini, erfuhr vom Flugzeugwrack und widmete sich zunächst dem Projekt, die „Säntis“ zu bergen. Später, im Winter 2023/24, wurde eine Absturzstelle eines amerikanischen B-17-Bombers vor Romanshorn untersucht. Allerdings verunmöglichte die dichte Schicht von invasiven Quagga-Muscheln jegliche Funde. Paganini beschloss, die Überreste der DC-3 rechtzeitig zu sichern, bevor auch diese von den Muscheln überwuchert werden.

Zwei Flugzeugwracks: Links befindet sich eine Swissair DC-3, und rechts ein weiteres Wrack in geringerer Tiefe. Mit der Zeit könnten Quagga-Muscheln alles bedecken. Als Beispiel für einen ähnlichen See kann der Lake Michigan in den USA herangezogen werden.

Die Quaggamuscheln haben das Wrack der Swissair DC-3 HB-IRK in 210 Metern Tiefe erreicht.

Die ungefähre Position der Wracks


Nach einigen Recherchen und Verhandlungen hatte es der Schiffsbergeverein geschafft. Am 18. Dezember 2024 erklärte der Liquidator der ehemaligen Swissair, dass weder die Swissair AG noch die SAirGroup AG Rechte an den Überresten des Flugzeugs geltend machen würden und der Schiffsbergeverein frei über die Überreste der Swissair DC-3, Kennzeichen HB-IRK, verfügen kann. „Die rechtliche Klärung war entscheidend“, so Paganini, „denn ohne Eigentumsklarheit wäre keine Bergung möglich gewesen.“

Swissair AG und SAirGroup beide in Nachlassliquidation


Die weiteren Untersuchungen sollen mit moderner Technik durchgeführt werden, um das Trümmerfeld präzise zu dokumentieren. Es wird vermutet, dass eine detaillierte Analyse des linken Motors neue Hinweise auf die Unfallursache liefern könnte, da angenommen wird, dass damals das Fliegen mit nur einem Motor trainiert wurde.

Ziel ist es, ein Denkmal zu schaffen, das an die Opfer des Unglücks erinnert. Silvan Paganini ist überzeugt, dass dieses Projekt erfolgreich sein wird: „Während die Quagga-Muschel die Überreste des B-17-Bombers für immer verdeckt hat, werden wir die Überreste der Swissair DC-3 retten und ein würdiges Monument errichten.

Opfer des Unglücks

Die Arbeit wird unserem Verein nicht ausgehen. Allerdings liegt der Fokus zuerst auf dem Crowdfunding für den nächsten Bergungsversuch des Dampfschiffs ‚Säntis‘, das noch bis zum 31. Januar auf www.lokalhelden.ch/bergung-saentis läuft.“


Ein Fund mit historischem und emotionalem Gewicht

Romanshorn, 11. Januar 2025 – Der Schiffsbergeverein Romanshorn um Silvan Paganini hat bei Arbeiten am Wrack der Swissair-Maschine DC-3 am Grund des Bodensees eine überraschende und zugleich bewegende Entdeckung gemacht.

In 210 Metern Tiefe stiess das Team am Samstagnachmittag auf sterbliche Überreste, die möglicherweise von den Opfern des Absturzes im Jahr 1957 stammen könnten.

Das Team, das mit modernster Unterwasser- und Sonar-Technik arbeitet, war an diesem Wochenende im Rahmen eines Nebenprojekts mit der Bergung des Motors der abgestürzten Swissair DC-3 HB-IRK beschäftigt.

Die Maschine war am 18. Juni 1957 aus ungeklärten Gründen in den Bodensee gestürzt. Von den neun Besatzungsmitgliedern konnten bis heute vier nicht geborgen werden.

Chaotische Verhältnisse am Seegrund
„Die Situation im Trümmerfeld auf dem Grund des Sees ist chaotisch“, berichtet Paganini. Mithilfe eines Tauchroboter dokumentierte das Team den Fund und informierte noch vor Ort die Kantonspolizei Thurgau.

Eine kleine Probe wurde für weitere Untersuchungen geborgen und in eine Fahne gewickelt an Land gebracht und den Behörden übergeben.

Paganini zeigte sich sichtlich bewegt: „Dass wir heute, 68 Jahre nach dem Absturz, noch sterbliche Überreste finden, hätte ich nicht erwartet. Es wirft auch Fragen auf, warum die Absturzstelle damals nicht gründlicher abgesucht wurde.“

Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen
Aus Respekt gegenüber den Opfern und ihren Familien verzichtet der Verein auf detaillierte Informationen über den Fund. Paganini betont jedoch die historische und menschliche Bedeutung: „Mit dieser Entdeckung können vielleicht die Seelen ihre ewige Ruhe finden, und die Familien können nach Jahrzehnten abschliessen.“

Polizei klärt Herkunft des Fundes
Die Kantonspolizei Thurgau hat den Fund bestätigt und in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft an das Institut für Rechtsmedizin St. Gallen übergeben. Hier wird nun untersucht, ob es sich tatsächlich um menschliche Überreste handelt und ob diese einem der Insassen der Swissair DC-3 zugeordnet werden können.

Ein bewegender Moment in der Geschichte der Schiffsbergung
Der Schiffsbergeverein Romanshorn sieht sich in seiner Arbeit bestätigt, historische Ereignisse und ihre Hinterlassenschaften am Grund des Bodensees zu erforschen. „Wir fühlen uns verpflichtet, die Vergangenheit zu bewahren und den Menschen, die damals ihr Leben verloren haben, die verdiente Würde zu geben“, so Paganini abschliessend.

Historische Filmaufnahme der Swissair DC-3 HB-IRK (Quelle: Schweizerisches Bundesarchiv: J2.143#1996/386#662-1#4*)


TypDouglas C-47B-1-DL (DC-3C)
HerstellerDouglas Aircraft Co. Inc. USA
Besitzer/BetreiberSwissair, Schweiz. Luftverkehr AG, Zürich
RegistrierungHB-IRK
Seriennummer (während U.S.A. Army Zeit)43-16271
Werknummer20737
Baujahr1944 – Konstruktion als C-47B-1-DL von Douglas in Santa Monica, Kalifornien, USA.
ErstbesitzerÜbernommen von der United States Army Air Force mit der Seriennummer 43-16271
ZweitbesitzerAn Alpar Air Traffic Ltd mit neuer Registrierung HB-ASA.
Übernahme durch Swissair1947 – Zu Swissair mit Beibehaltung der Registrierung HB-ASA.
Wurde von Swissair als Ersatzteilspender genutzt.
Zivile Registrierung zugewiesen: HB-IRK {2}.
Bis 15.01.1948 – Umbau und
Komplettüberholung HB-IRK {2} bei Fokker in Amsterdam.
Januar 1948 – Rückkehr in den Passagierbetrieb bei Swissair mit Beibehaltung der Registrierung HB-IRK.
Vorgänger HB-IRK {1}1947 übernahm die Maschine die Registrierung von einer anderen DC-3 (einer C-47B-1-DK), die Swissair 1946 von der United States Army Air Force erworben hatte (HB-IRK {1}, Seriennummer 43-48461). Aufgrund der hohen Flugstundenzahl und unerwartet entdeckter Korrosionsschäden wurde diese jedoch von Swissair nur als Ersatzteilspender genutzt. Am 9. Dezember 1947 wurde sie schliesslich als Übungsobjekt für die Feuerwehr in Dübendorf verbrannt, um das erste fahrbare Flughafenlöschfahrzeug zu erproben.
In Dienst bei Swissair18.09.1947 bis 18.06.1957
KaufpreisCHF 216’000.-
Flugzeit Total15’747.50 Stunden
Flugzeit seit der letzten Revision389 Stunden
Flugzeit seit der letzten Kontrolle101 Stunden
BesatzungZwei bis vier
Länge19,66 m
Spannweite28,96 m
Höhe5,16 m
Flügelfläche91,7 m²
Flügelstreckung9,8
Passagiere29 (inkl. Flugbegleiter)
Leermasse8’560 kg
Max. Zuladung3’330 kg
Max. Abfluggewicht11’890 kg
Abfluggewicht beim Unfallflug10’905 kg (985kg unter dem zulässigen Maximum)
Max. Landemasse11’790 kg
MotorenZwei Doppelsternmotoren Pratt & Whitney R-1830-90C Twin Wasp mit je 1.200 PS (ca. 880 kW), 14-Zylinder, luftgekühlter, zweireihiger Radialkolbenmotor (zur U.S.A. Army Zeit: R-1830-92 S103-G)
Linker MotorNr. 142565, Baujahr 1946
Rechter MotorNr. 146619, Baujahr 1948
Propellers3-blättriger Hamilton Standard 23E50 Serie, 3.5m Durchmesser, hydraulisch gesteuert, konstantdrehzahl, verstellbar (links Nr.6645, 10242 Stunden und rechts Nr. 683, 14279 Stunden)
PropellerwinkelDer minimale Propellerwinkel beträgt 16° (Feinverstellanschlag), der maximale 88° (Segelstellung).
Höchstgeschwindigkeit368 km/h in 2680 m Höhe
Reisegeschwindigkeit280 bis 297 km/h
Dienstgipfelhöhe7350 m
Normale Reichweite2160 km
Umdrehungen des Motor pro Minute (RPM)Leerlauf: 800 RPM
Reiseflug: 1750 – 2050 RPM
Vollgas: 2700 RPM
Überziehgeschwindigkeit (Strömungsabriss)Voll ausgefahrenen Landeklappen etwa 58 Knoten (ca. 107 km/h)
Ohne Landeklappen etwa 65 Knoten (ca. 120 km/h)
Sitzverteilung mit CockpitPilot Flying (PF) nimmt den linken Sitz ein
Pilot Not Flying (PNF) den rechten Sitz.
Versicherungssumme für eine getötete oder verletze PersonCHF 100’000.- (bis 1948, CHF 60’000.-)
Versicherungssumme für mehrere geschädigte PersonenCHF 1’260’000.-
Versicherungssumme für SachschädenCHF 600’000.-
DatumDienstag, 18. Juni 1957
Uhrzeit10:20
Tote / Insassen9 / 9
Weitere Tote0
InsassenMax Traber geb. 1926 – Kommandant und Fluglehrer, von Zürich , verheiratet ein Kind
Bührer Heini geb. 1939 – Pilotenschüler, von Neuhausen SH, ledig
Schiess Heini geb. 1931 – Pilotenschüler, von Zürich, ledig
Wiesendanger Kurt geb. 1932 – Pilotenschüler, von Winterthur ZH, ledig
Berger Werner geb. 1926 – Pilotenschüler, von Aeschau BE, ledig
Rüesch Walter geb. 1923 – Pilotenschüler, von Arbon TG, verheiratet, ein Kind
Bächli Bruno geb. 1931 – Techniker, von Ennetbaden AG, ledig
Baumann Markus geb. 1928 – Ingenieur der Swissair, von Uetendorf BE, ledig
Chervet Pierre geb. 1927 – Ingenieur der Swissair, von Bern, ledig
FlugzeugschadenZerstört, abgeschrieben
KategorieUnfall
OrtBodensee – 4.5 km nordöstlich von Arbon
FlugphaseManövrieren
ArtAusbildung
AbflughafenFlughafen Zürich-Kloten (ZRH/LSZH)
Abflugzeit08:57 Uhr
Ziel-FlughafenFlughafen Zürich-Kloten (ZRH/LSZH)
Bei dem Aufprall auf das Wasser befand sich das Flugzeug in der folgenden Konfiguration– Fahrwerk vollständig ausgefahren
– Klappen eingefahren
– Trimmung nicht bestimmbar
– Der rechte Propeller war nicht in Segelstellung
– Der doppelte Drehzahlanzeiger zeigte für den linken Motor 1.550 U/min und für den rechten Motor 1.350 U/min.
Noch auf dem Seegrund– linker Motor (Pratt & Whitney R-1830 90C) und einige kleine Trümmerteile

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