Das Dampfschiff Säntis – Ein Pionier mit Herausforderungen
Das Dampfschiff Säntis war ein technologischer Vorreiter und ging 1920 als erstes Schiff am Bodensee den Schritt von der Kohlebefeuerung zur Ölbefeuerung. Diese Umstellung war ein Meilenstein, vergleichbar mit dem heutigen Wandel von Verbrennungsmotoren zu Elektromotoren.
Wie bei vielen technologischen Neuerungen waren die langfristigen Auswirkungen damals jedoch schwer abzuschätzen. Kohle war zu jener Zeit nicht nur extrem teuer, sondern auch kaum verfügbar, während der Ölpreis starken Schwankungen unterlag.
Ernüchternde Bilanz nach acht Jahren
Im Jahr 1928, acht Jahre nach der Umstellung, wurde eine detaillierte Bilanz gezogen – mit einem ernüchternden Ergebnis. Experten kamen zu dem Schluss, dass die Einführung der Ölbefeuerung ein wirtschaftlicher Fehlschlag war. Ihr Urteil lautete:
„Sobald wie möglich soll die Ölbefeuerung verschwinden und die Kohlebefeuerung wieder eingeführt werden. Die Einführung der Ölbefeuerung ist direkt als wirtschaftlicher Misserfolg zu kennzeichnen.“
Diese Empfehlung lässt sich mit einer heutigen Situation vergleichen, in der ein Elektroauto wieder auf einen Verbrennungsmotor zurückgerüstet wird.
Ein Blick in die Kostenstatistiken bestätigt die Einschätzung der Experten. Die Betriebskosten der Säntis stiegen nach dem Umbau stark an. Ein Vergleich mit den kohlebetriebenen Schiffen der Flotte zeigt die deutlichen Unterschiede:
- Dampfschiff Gotthard: 113 Rappen pro Kilometer
- Dampfschiff Rhein: 127 Rappen pro Kilometer
- Dampfschiff Säntis: 273 Rappen pro Kilometer
Noch gravierender war der Vergleich der Betriebskosten pro Leistungseinheit (PS) und Kilometer. Während die Dampfschiffe Gotthard und Rhein bei 0,3 Rappen lagen, erreichte die Säntis das Dreifache mit 1 Rappen.
Ein hoher Verbrauch und die Folgen
Der Treibstoffverbrauch der Säntis war ebenfalls erheblich. Während das Nachfolgerschiff, das heute noch in Betrieb befindliche Motorschiff Zürich, etwa 4 Liter Treibstoff pro Kilometer benötigt, lag der Verbrauch der Säntis bei enormen 16 Litern pro Kilometer.
Auf Kursfahrten war es damals üblich, Lastkähne mitzuschleppen. So wurden Fahrten bis zu zwei Lastkähne gezogen. Auffällig ist, dass der Verbrauch auch bei Leerfahrten kaum geringer war. Das könnte daran liegen das die die Säntis bei Leerfahrten höhere Geschwindigkeit machten.
Gründe für die Ausserdienststellung
Doch 1928 wollte man das DS Säntis nicht einfach aufgeben sondern es wurde geprüft was notwendig wäre um das Schiff in einem Umbau zu einem Motorschiff zu machen. Doch die Weltwirtschaftskrise beendigt alle diese Pläne und man fuhr mit der Säntis weiter bis es nicht mehr ging.
Die Säntis wurde letztlich aus mehreren Gründen ausser Dienst gestellt. Diese waren:
- Hohe Unterhaltskosten aufgrund des Alters des Schiffs.
- Nötige hohe Investitionskosten – Durchgerostete Kessel, die keine Zulassung mehr erhielten.
- Unverhältnismässig hohe Betriebskosten, wie die Statistiken deutlich zeigen.
- Veraltete Antriebstechnologie, insbesondere der ineffiziente Schaufelradantrieb.
Trotz dieser Probleme bleibt die Säntis ein bedeutendes Beispiel für die Herausforderungen und Chancen technischer Innovationen. Als Pionier seiner Zeit hat das Dampfschiff einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung am Bodensee geleistet – auch wenn die Umstellung auf Ölbefeuerung damals noch nicht wirtschaftlich erfolgreich war.
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