Das Wrack des Dampfschiffs Plinio

Als sich letzte Woche abzeichnete, dass der Schiffsbergeverein zum Comer See aufbrechen würde, kamen uns sofort Gedanken an das Wrack des Dampfschiffs Plinio, das nur etwa 11 Kilometer nördlich unseres Suchgebiets lag. Nach der erfolgreichen Bergung wäre ein Abstecher dorthin verlockend gewesen.

Allerdings ist unser Boot für diese Erkundung zu leistungsstark. Der Lago di Mezzola, nördlich des Comer Sees, ist ein malerisches Gebiet, ideal für Bootstouren. Da der See jedoch grösstenteils unter Naturschutz steht, dürfen nur Boote mit einer maximalen Motorleistung von 25 PS dort fahren – diese Beschränkung gilt auch für die Mera, den Fluss, der den Lago di Mezzola mit dem Comer See verbindet.

Hinzu kam, dass es in den Tagen zuvor stark geregnet hatte und die Mera grosse Mengen Sediment führte, was die Sichtverhältnisse stark beeinträchtigte. Ein Besuch des Wracks der Plinio musste also aufgeschoben werden – vielleicht ein anderes Mal.

Das historische Dampfschiff Plinio, das vor mehr als einem Jahrzehnt bei einem Wintersturm sank, wurde 1903 unter dem Namen Plinio III zu Wasser gelassen und galt als das eleganteste Schiff, das je auf dem Comer See verkehrte.

Im Jahr 1902 beauftragte die Compagnia Navigazione Laghi del Lario die renommierte Schweizer Werft Escher Wyss in Zürich mit dem Bau eines Dampfschiffs, das 53,16 Meter lang und 11,5 Meter breit sein sollte. Ein Jahr später, im Frühjahr 1903, nahm die Plinio III ihren Dienst auf dem Comer See auf.

Das Schiff war berühmt für die Eleganz seines Ballsaals und der luxuriösen Ersten-Klasse-Bereiche, die besonders bei der örtlichen Aristokratie, einer Mischung aus britischem und italienischem Adel, beliebt waren. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 29 km/h (15,6 Knoten) war die Plinio III das schnellste Dampfschiff auf dem Comer See.

Im August 2008 stellte das italienische Kulturministerium die Plinio III unter Denkmalschutz. Doch am 9. Dezember 2009, an einem nebligen und regnerischen Wintertag, verschwand das Dampfschiff spurlos von der Wasseroberfläche. Seitdem liegt das Wrack, umgeben von Rätseln auf dem Grund des Mezzola-Sees.

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